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  Kaspar Hauser reloaded
 


Der Fall Kaspar Hauser reloaded
-Theatergruppe des Osterlandgymnasiums bei den Bundes- und Landestheatertagen-

Ein verwahrloster Findling wurde in Nürnberg aufgegriffen. Er kann nicht gehen, noch sprechen. Nur ein paar seltsame Worte murmelt er und hält einen Brief in der Hand, worin seine Umstände nur dürftig erklärt werden.“ Mit solch mysteriösen Worten begann vor einem Jahr die Uraufführung des selbstgeschriebenen Stückes „Der Fall Kaspar Hauser“ der Theatergruppe „Anonyme Exzentriker“ unter der Leitung der Lehrerin Katrin Zabel am Osterlandgymnasium in Gera. Und seither hat sich vieles daran getan. Denn für das zehnjährige Bestehen der Gruppe in diesem Jahr hatte die Leiterin etwas ganz Besonderes vor. Raus aus den vertrauten Gefilden der Schulaula und rauf auf die Bretter, die ja bekanntlich die Welt bedeuten.

Man fühlte sich nun endlich erfahren genug, sich der Bewertung von Theaterpädagogen und anderen Jungschauspielern zu stellen und deshalb lautete der große Plan: „Wir melden uns beim Thüringer Landesfestival für Theater an“. Jedes Festival steht dabei unter einem Motto, an dem man sich mit der Gruppe orientieren soll und durch diesen Umstand und bedingt durch eine Verwechslung, kam dann auch die Bewerbung zu den Bundestheatertagen zustande.

Die Gruppenleiterin Frau Zabel hatte nämlich das Motto der Bundestheatertage „Theater und Medien“ für das Motto der Landestheatertage gehalten und das Stück entsprechend der Vorgaben mit der Gruppe umgearbeitet. Es hieß nun „Der Fall Kaspar H. reloaded“, das Stück wurde in das Hier und Heute verfrachtet, verschiedene Medien eingebaut, zum Beispiel in Form von Beamerprojektionen, und natürlich bekamen auch die heutigen Populärmedien gehörig ihr Fett weg. So wird Kaspar nun in der Neuzeit, frisch in der fiktiven Stadt Güllen angekommen, von gewissenlosen Fernsehmachern und chronisch mit Geldmangel ausgestatteten Stadträten in die Show „Deutschland sucht den Megafreak“ geschickt, auf dass er sie gewinnen möge und das Preisgeld nach Hause hole, damit man gefälligst seine schäbige Unterkunft im Gefängnis bezahlt bekommt.

 Als das Versehen dann bemerkt wurde, und auch das Motto der Landestheatertage „Halsüberkopf“ glücklicherweise zur Thematik passte, meldete man sich eben bei beiden Wettbewerben an; nicht dass man sich irgendeine Chance als Neuling ausmachte.

Und doch, Wunder geschehen, zuerst die Annahme bei den Erfurter Theatertagen mit gleichzeitiger Übergabe eines Checks über 1.500€ für jede der zehn teilnehmenden Gruppen, die für theaterpädagogische Arbeit, Weiterbildungen und auch Requisiten genutzt werden wird und dann der Beginn eines Nervenkrimis -

Spieltag eins: Bewerbung nach Nürnberg abgeschickt; einen Versuch ist es ja zumindest wert.

Spieltag zwei: Wie, was, wo - Wir sind in der engeren Auswahl?! Unter den letzten Zwei?! Ob die vielleicht überlesen haben, dass wir erst zum ersten Mal?…

Spieltag drei: Von den letzten Zweien wurde eine Gruppe ausgewählt – Wir! Juhhu, wir fahren nach Nürnberg und vertreten ganz Thüringen als eine unter sechzehn Gruppen des Schultheaters.

 Seither sind einige Wochen ins Land gegangen und schon sind auch die spannenden, lustigen und manchmal sicherlich etwas anstrengenden Landestheatertage in Erfurt vorüber. Wertvolle Tipps zur Optimierung des Stückes wurden von einer fachkundigen Jury gegeben, heiß gegessen wurde das frischgekochte Mahl in den Nachgesprächen mit den verschiedenen Schülern und man merkte: Diese Inszenierung ist auf jeden Fall eines nicht: Langweilig, denn so kontrovers und unterschiedlich wurde kein anderes beleuchtet und diskutiert. 

A propos Nürnberg: Die Sommerferien bilden die wohlverdiente Ruhepause für den gewöhnlichen Eleven anonymus exzentricus, um seine Kreativitätsbatterien wieder aufzuladen. Wieder aufzuladen, damit er nur noch Dramaturgie ausatmet, wenn es dann zum Countdown im September heißt: Kaspar, erinnerst du dich noch an Nürnberg?

 

Anne-Sophie Panzer

 
   
 
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